Der automatische Vollernter liest mit Unterstützung von Satelliten den Wein, Sensoren überwachen den Gärprozess und Drohnen sind auf der Suche nach schadhaften Rebstöcken – das ist keine Zukunftsmusik, sondern intelligenter Weinbau heute. Wir sind mit einer rheinland-pfälzischen Wirtschaftsdelegation im kalifornischen Weinanbaugebiet und treffen zwei rheinland-pfälzische Experten im Bereich Wein 4.0: Professor Dominik Durner vom Weincampus Neustadt und Michael Lipps, Chef des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.
Think big – kalifornische Weingüter empfangen Besuch aus Rheinland-Pfalz
Warum in die Ferne schweifen? Ganz einfach: Weil man auf ausländischen Märkten viel lernen kann. Im letzten Herbst hat eine Delegation unter Leitung von Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing kalifornische Weingüter im weltbekannten Napa Valley besucht: Atlas Vineyards, Palmaz Vineyards oder Opus One. Die handwerkliche Arbeit der Winzer in Kalifornien wird mit anspruchsvoller Hochtechnologie kombiniert.
Ungeahnte Möglichkeiten für Winzer in Rheinland-Pfalz
Die Digitalisierung ist für die Winzer eine der großen Herausforderungen und gleichzeitig auch eine große Chance für die Zukunft. Der Weinanbau wird digital gesteuert und dadurch besser vernetzt, die Produktion kann deutlich nachhaltiger und die Produkte qualitativ aufgewertet werden. Industrie 4.0 stand deshalb im Fokus der Reise. „Die Kommunikation der Akteure in der Landwirtschaft mit der Agrarverwaltung muss digital sein. Wir müssen die Dinge vorantreiben und daraus ergeben sich große Synergieeffekte. Diese werden es uns ermöglichen, neue Aufgaben und Dienstleistungen ohne mehr Personal anzubieten“, definierte Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing seine Zukunftsvision.
Über den Weinbau der Zukunft sprechen wir nun mit zwei herausragenden Experten aus Rheinland-Pfalz.
Herr Professor Durner und Herr Lipps, Sie waren beide bei der Delegationsreise in Napa Valley dabei. Was können sich die rheinland-pfälzischen Winzer abschauen?
PROF. DOMINIK DURNER Der deutsche Wein, der Weinhandel, der Weintourismus und die deutsche Wein- und Landwirtschaft müssen für die Zukunft fit gemacht werden. Denn davon hängen viele Tausende Arbeitsplätze bei uns in Rheinland-Pfalz ab. Daher ist es wichtig, wie in Napa Valley die Qualität konstant hochzuhalten. In Kalifornien hat man früher auch nicht 120 Dollar für die Flasche Cabernet verlangen können, das war ein langer Prozess. Da können wir uns eine Scheibe abschneiden, beziehungsweise wir tun das auch schon. Die Digitalisierung wird uns auf diesem Weg helfen.
MICHAEL LIPPS In den USA ist alles eine Hausnummer größer als hier in Rheinland-Pfalz. Was mich besonders begeistert hat, ist, dass der Amerikaner einfach mal macht.
PROF. DOMINIK DURNER Die Kommerzialisierung von Lösungen ist etwas, was den Amerikanern schon immer leichter gefallen ist. Also, dass man aus einer Idee ein kommerzielles Produkt macht. Deswegen ist es nur zu begrüßen, dass man in Rheinland-Pfalz Start-ups unterstützt und den digitalen Wandel mitgestaltet.
Die Digitalisierung ist immer noch ein zartes Pflänzchen, wenn auch bereits erste Schritte gegangen werden. Was also muss Ihrer Meinung nach nun passieren?